Mich hat das Bergsteigerfieber gepackt! Schon
einige schöne Touren durfte ich miterleben, aber noch keine Wintertour.
Ich hörte, daß seit einigen Jahren eine Gruppe "zwischen den
Jahren" unterwegs ist. Es war kein Problem mich da anzuschließen.
Dieses Jahr war die Hildesheimer Hütte das Ziel.
In zwei, bis unters Dach beladenen, Autos
fuhren "meine 6 Männer" (Eckhard, Andreas, sein Sohn Robert, Maik,
Uwe, Rainer) und ich am 27.12.98 um 1 Uhr los. Die Fahrt verlief problemlos
und wir konnten um 10.30 Uhr, beladen mit 26-30 kg auf dem Rücken,
unter den staunenden Blicken der Skifahrer, die Seilbahn zum Eisgrat besteigen.
Der strahlend blaue Himmel ließ uns den Anstieg zur Jochdohle nicht
allzu schwer werden.
Auch der Weg bis zur Hütte war schnell
gefunden. Das letzte Stück zog sich noch einmal mächtig, da es
bergauf ging, der Rucksack immer schwerer und der Schnee immer tiefer wurde.
Unsere Schneeschuhe halfen uns, nicht bis zum Bauch zu versinken.
Der Winterraum war schnell bezogen und ein gemütliches Feuer knisterte im Ofen.
Die nächsten Tage hatten wir richtiges Kaiserwetter, blauer Himmel, Sonnenschein und super Sicht. Wir genossen diese Zeit mit Touren zum Aperer Pfaff über den Ostgrat, zum Schußgrubenkogel und zum Zuckerhütl. Die Tour zum Schußgrubenkogel werden wir wohl so schnell nicht vergessen, da sie uns am Schneegrat vom Vorgipfel zum Hauptgipfel eine Menge an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit abverlangt hat.
Der klare Himmel vom Tage hielt auch über
Nacht , begleitet von Vollmond, so daß es so hell war, wie manche
Nachmittage im trüben Hildesheim. Dies lockte uns die Tour zum Zuckerhütl
als Nachtwanderung zu beginnen. Das klappte auch wunderbar bis der Mond
hinter den Bergen verschwand und wir bei eisigem Wind und in stockfinsterer
Nacht am Beginn des Gipfelgrates standen. Maik, Andreas, Robert und ich
beschlossen umzukehren, da unsere Füße schon kalt waren und
wir noch mindestens zwei Stunden auf den Tagesanbruch warten mußten.
Eckhardt und Rainer verbrachten die zwei Stunden im Biwaksack und wurden
belohnt durch eine traumhafte Tour, mit märchenhaftem Sonnenaufgang.
Da sie früh genug auf dem Gipfel waren entschieden sie sich die Tour
mit der Überschreitung zur Pfaffenscneide fortzuführen. Nach
15 Stunden kamen beide erschöpft, aber glücklich eine solch schöne
Tour gemacht zu haben, an der Hütte an.
Zu dieser Zeit waren wir schon
beim "Duschen".
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Das schöne Wetter lud so manchen zum Sonnenbaden ein. |
Am 31.12.1998 hatten wir "endlich" Winterbedingungen,
es schneite und war mächtig windig. Andreas und sein Sohn Robert schlossen
sich zwei Skitourengehern, welche sich am Tag zuvor zu uns gesellten, an.
Es war ein erneuter Anlauf das Zuckerhütl zu besteigen.
Wir anderen hatten uns die Schaufelspitze,
über den Nord-Ostgrat, vorgenommen. Der steile Anstieg, von der Hütte
zur Moräne, ließ uns ganz schön pusten, denn der Wind blies
immer kräftiger. Die kombinierte Kletterei am Grat machte Spaß,
verlangte aber auch volle Konzentration, da der Wind inzwischen mit über
120 km/h pfiff (der Skiliftbetrieb wurde bereits eingestellt). Mit einigen
Böen hatte ich ganz schön zu kämpfen. Am Gipfelkreuz angekommen,
wurde nur schnell ein Foto gemacht und in das Gipfelbuch eingetragen, welches
bei dem Sturm schon fast eine Kunst war. Längerer Aufenthalt war einfach
unmöglich, so daß wir auch gleich über den Normalweg abgestiegen
sind. Natürlich gingen unsere Gedanken und Blicke auch oft Richtung
Zuckerhütl, aber gute Aussichten für einen Gipfelerfolg bestanden
da nicht.
In der Hütte angekommen konnten
wir auch bald unsere vier, sehr verfrorenen, Bergsteiger begrüßen.
Leider ließ sich das Zuckerhütl auch diesmal nicht von ihnen
besteigen. Der Sturm und so gut wie keine Sicht machten es unmöglich
die Tour fortzusetzen. Das trübte aber nicht unsere gute Stimmung
bald in gemütlicher Runde das Jahr 1999 zu begrüßen. Am
Nachmittag hat noch überraschend Michael zu uns gefunden. Mit einer
Flasche Rotwein für 10 Leute, und ein paar Leuchtkugeln läuteten
wir dann das neue Jahr bei Schneesturm und dichtem Nebel ein.
Am Neujahrstag hieß es dann leider
schon wieder packen, Hütte sauber machen und absteigen.
Einen Trost gab es noch, denn wir hatten
uns noch Eiskletterei im Stubaital vorgenommen. Für mich war es das
erste mal und ich war ganz begeistert, obwohl meine Kraft nach ca. 15 m
so ziemlich verbraucht war. Mit ein paar kleinen Einlagen haben wir es
dann auch geschafft um 20.00 Uhr in Neustift im Schwimmbad zu sein und
nach einer Woche Duschabstinenz die Dusche so richtig zu genießen.
Beim guten Abendessen und viel Spaß
ließen wir eine sehr schöne Woche ausklingen.
Ich möchte mich bei "meinen 6 Männern"
für diese schöne Zeit, und das sie mich so nett aufgenommen haben,
bedanken. Eins steht fest, es war nicht meine letzte Wintertour!